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21.10.2015 Unten Käfer, oben Coupé

Sammler wollen die Geschichte des Berliner Karosseriebauers Rometsch bewahren

Schaumburger Zeitung / 21.10.2015

Hessisch Oldendorf

Von Christoph Bossmeyer
Viele kennen die Autostadt in Wolfsburg, aber dass es auch in der näheren Umgebung von Hameln automobile Schätze zu entdecken gibt, hätten wohl die wenigsten gedacht. Insider wissen natürlich sofort, um wen es sich handelt, die Protagonisten wollen aber anonym bleiben. Erstens, weil sie ziemlich wertwolle Fahrzeuge in ihrem Privatmuseum beherbergen, und zweitens, weil sie nur öffnen, wenn sie Lust haben. In ihrer Sammlung haben sie über Jahre hinweg Raritäten gesammelt und es gibt kaum ein Detail aus der VW-Geschichte, dass sich nicht irgendwie in der Sammlung wiederfindet. Hin und wieder kommt es sogar vor, dass die Sammler VW in Wolfsburg Autos zu Ausstellungszwecken zur Verfügung stellen.

Die neueste Rarität ist nun das Rometsch Karosserie Museum. In einem eigens dafür hergerichteten Saal werden einige Autos des Berliner Karosseriebauers gezeigt. Darüber hinaus gibt es in der Dauerausstellung Werkzeuge, Konstruktionsunterlagen und Fotodokumentationen zu sehen, die Einblicke in die Entwicklung und Entstehung der Sonderkarosserien auf Fahrgestellen von Volkswagen geben.

Neben der Sammelleidenschaft verfügen die Autoenthusiasten aber auch über das entsprechende Fachwissen, um die automobilen Schätze zu restaurieren. In manchen der Autos stecken bis zu 1650 Stunden Arbeit. Andere Autos wiederum überzeugen durch ihren Originalzustand, auch wenn sie dabei deutliche Gebrauchsspuren aufweisen. Es gehe jedoch nichts über Patina, ist man sich in Sammlerkreisen ohnehin einig. Die Autos sind aber auch nicht einfach da, um nur gesammelt zu werden, sondern die meisten davon fahren auch noch. Einer der Höhepunkte der Sammlung ist der älteste Käfer der Welt, der aber auch schon hoch oben auf dem Großglockner gewesen ist. Einen besseren Beweis für die Fahrtüchtigkeit der historischen Automobile könnte es nicht geben.

Auch wenn die Halle von der liebevollen Aufmachung her stark an ein Museum erinnert, ist es streng genommen doch keines. Nichts weist von außen darauf hin, was sich für Schätze in den Räumlichkeiten verstecken. Und dennoch haben schon einige Besucher die Raritäten der Sammler zu Gesicht bekommen. Ohnehin häufiger zu Besuch sind Gleichgesinnte aus aller Herren Länder, die die Leidenschaft für Volkswagen, Rometsch oder einfach alte Autos teilen.

1957 wurde der Rometsch Lawrence vorgestellt. Er war ein umgebauter VW Käfer mit neuer Karosserie und einigen Extras, wie zum Beispiel einer zweifarbigen Lackierung. Bis Ende 1961 wurden zirka 85 Fahrzeuge gebaut.

INFO

Rometsch

(red) Karosserie Friedrich Rometsch war ein deutsches Karosseriebauunternehmen in Berlin-Halensee, das Aufbauten auf Kraftfahrzeugfahrgestellen fertigte und Fahrgestelle umbaute. Das 1924 gegründete Unternehmen profitierte zunächst davon, dass viele Autokunden bei einem Fahrzeughersteller nur ein motorisiertes Fahrgestell erwarben und sich dieses von einem Kutschen- oder Wagenbauer mit einer Karosserie versehen ließen. Diese Gewohnheit endete in den 1930er Jahren. In den 1950er Jahren baute Rometsch Cabrio-Versionen des VW Käfers und bot für das Taxigewerbe eine um etwa 30 Zentimeter verlängerte Variante mit vier Türen an. Rometsch war bis zum Jahr 2000 aktiv und befasste sich unter anderem mit der individuellen Karosseriefertigung für Omnibusse.